Heute ist Dienstag, der 9. Juni. Am späten Nachmitag wollen wir an der Adria sein und nach den Bergetappen der letzten Tage endlich mal wieder Seeluft schnuppern. Nach dem Frühstück im wahrlich mondänen Ambiente des Hotel Puntijar wollten wir eigentlich flink unsere Sachen packen, die Kräder beladen und noch vor der Mittagshitze Zagreb verlassen. Doch daraus wurde nichts, denn der Hotelpatriarch höchstpersönlich fing uns ab und lud uns zu einer Privatführung durch sein Museum ein, dass sich mit dem Sammeln von Kochbüchern aller Art und eigentlich Allem aus der Zeit der K.u.K. Monarchie befasst. Irgendwie müssen wir ihn gestern beeindruckt haben, denn dieses Privileg gesteht er - wie sein deutsch sprechender Küchenchef bestätigt - nur wenigen Gästen zu. Also gut, wir gaben uns interessiert und bekamen einen allumfassenden Einblick in die kroatische Geschichte der letzten Jahrhunderte und obendrauf noch einen Rundgang durch sein ganz privates Heiligtum, den Weinkeller. In den alten Gewölben lagern edelste Tropfen und die oberen Zehntausend der Region haben hier ihr in Puntijars Weinkeller ihr eigenes kleines Weindepot. Um die sonst obligatorische Weinprobe eines heimischen Tropfens kommen wir mit dem Hinweis auf die Null Promille Grenze herum. Wir plaudern noch ein wenig und verabschieden uns dann vom Chef persönlich. Mit diesen Eindrücken, die eigentlich schon wieder für einen ganzen Tag reichen würden, begann unser Tourentag Nummer 4. Mit unserer kleinen Verspätung kamen wir nun auch pünktlich in den Verkehrsstress in Zagreb. Wir fahren auf der Motorradspur direkt am Stau vorbei bis ganz nach vorn an die Ampel. Oder war das doch die Busspur? Egal, wir sind raus aus dem Getümmel der Großstadt und nun mittendrin in den schmucklosen Vororten von Zagreb. Nach einem Tankstopp setzen wir unsere Reise in Richtung Westen fort und kommen über Jaska nach Karlovac. Dank der Autobahn A1 von Zagreb nach Rijeka sind die folgenden Landstraßen ziemlich leer. Das Fahren macht wieder Spaß und wir ziehen unsere Bahn im heißen Asphalt in Richtung Südwesten. Hinter dem Kapela-Gebirge, dessen höchster Gipfel 1533 Meter in den kroatischen Himmel reicht, liegt die Adria, das Sehnsuchtsziel der Bikertage 2015. Gegen 17 Uhr erreichen wir nach 304 Kilometern die Halbinsel Verudela im Süden von Pula, wo wir in der Hotelanlage Ribarska Koliba - auf Deutsch Fischerhütte - bereits erwartet werden.
Mittwoch, 10. Juni: RUHETAG! Schön frühstücken, ab in den Pool, wieder in die Sonne und das ganze noch zwei mal. Danach charterten wir einen Kleinbus, der uns in die Altstadt von Pula brachte. Nach der ausgiebigen Besichtigung des historischen Ortskernes mit seinem alten Kolosseum und der Verkostung zweier Pilsnerchen war unser kulturelles Bedürfnis für heute gestillt. Also zurück auf die Halbinsel Verudela, einen schönen Strand suchen und ab in die Adria. Genau das taten wir nun auch und fanden einen für uns passenden Strand. Etwas oberhalb gab es sogar noch eine sehr ansprechende Pizzeria mit freiem Adriablick. Hier blieben wir bis zum Sonnenuntergang - traumhaft!
Donnerstag, 11. Juni: Diesen Ruhetag haben wir gebraucht. Wir sind entspannt und freuen uns nun umsomehr auf die 5. Tagestour der Bikertage 2015. Das Thermometer zeigt schon wieder um die 28 Grad im Schatten - wir schwitzen beim beladen der Bikes, obwohl wir die Klamotten noch gar nicht anhaben. Das Ziel für heute ist Krajnska Gora, das frühere Kronau im Norden von Slowenien. Vor uns liegt eine anspruchsvolle Tour über 327 Kilometer. Wir verließen Pula gegen 11 Uhr und durchstreiften Istrien von Süd nach Nord. Malerische Dörfer an kleinen Straßen säumen unseren Weg und es macht Laune, mit den Bikes hier lang zu fahren. Gegen Mittag überqueren wir bei Socerga die Grenze von Kroatien nach Slowenien. Ein paar lustlose Grenzbeamte schieben Dienst und winken uns nach Zeigen des Ausweises durch. Die weitere Reise führte uns durch den bergigen Norden mit seinen Karstgebirgen, Hochflächen und grünen Tälern, bevor wir die Halbinsel Istrien verlassen haben. Nach einem kleinen Regenschauer mit einigen AHA-Effekten kommen wir in das Tal der Idrica. Die Straßenführung durch das teils enge Tal ist ein absoluter Traum und unser Lächeln unter dem Helm wird immer breiter. In Most na Soci biegen wir in Richtung Tolmin/Kobarid ab und folgen dem Lauf der Soca, des früheren Isonzo. Über den Vrsic- oder auf Deutsch Werschetzpass - 1.611m hoch und als Militärstraße von russischen Kriegsgefangenen angelegt - kommen wir auf die Nordseite des Passes hinunter nach Krajnska Gora (Kronau). Nach den 50 engen und meist gepflasterten Haarnadelkurven der Nordrampe zittern die Hände, als wir das Begrüßungspils im Hotel Kotnik genießen!
Freitag, 12. Juni: Wir sind heute bereits etwas früher am Start, denn vor uns liegt die Königsetappe der diesjährigen Tour. Insgesamt sind es bis hinüber ins Südtiroler Deutschnofen um die 340 Kilometer - und die wollen quer durch die Alpen erst einmal gefahren sein. Bei bestem Bergwetter brechen wir nun auf zu unserem ersten Ziel, der Mangartstraße. Über den 1.611 Meter hohen Vrsic-Pass kommen wir nach Trenta im Soca-Tal. Wir folgen dem weiteren Flusslauf des früheren Isonzo bis nach Bovec. Hier biegen wir nach Norden ins Koritnica-Tal ab und folgen diesem bis zum Ende des Alpendorfes Log pod Mangartom. Hier beginnt die höchste slowenische Alpenstraße auf den Mangart-Pass. Wir steigen ein in einen 12 km langen asphaltierten Lindwurm aus 17 engen Kehren und 5 Tunneln hinauf auf 2.055 Metern. Und das Ganze auch noch mautfrei, denn das Kassenhäusschen am unteren Streckenteil war unbesetzt. Obwohl der letzte Straßenteil wegen eines Felssturzes offiziell gesperrt war, fanden wir mit den Bikes einen Weg durch die Absperrung und kamen so bis zum Ende der Straße. Nach einem weiten Blick Blick über die Weißenfelser Seen (I), das Kanaltal (I) und in die Karnischen Alpen (A) drehten wir um, verließen die Mangartstraße und später Slowenien über den 1.156 Meter hohen Predil-Pass nach Italien. Die weiteren Stationen für heute waren der Sella Nevea Sattel und das Raccolanatal in der Provinz Friaul-Julisch Venetien.
Nach Forni di Sopra, dem 1.298 Meter hohen Passo della Mauria, Lozzo di Cadore im Tal der Piave und Agordo kamen wir in die autonome Provinz Südtirol Trentino. Wir entschweben dem Fassatal bei Vigo und wollen nur noch ankommen. Die letzten Kilometer über den Karerpass und durch Welschnofen bekommt schon keiner mehr mit. Ziemlich fertig erreichen wir den Regglberger Hof in Deutschnofen.
Die letzten beiden Etappen findest Du auf der hier.
Tourentag 4: 09.06.2015 | Tourentag 6: 11.06.2015 | Tourentag 7: 12.06.2015 |
Zagreb (HR) - Pula | Pula - Kronau (SLO) | Kronau - Deutschnofen (I) |
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