Sonnabend, der 1. Juni. Endlich starten wir in den ersten - und mit 600 km auch längsten - Tourentag mit dem Ziel Prutz in Tirol. Der erste Stopp war im böhmischen Ostrov, wo wir uns mit Bikerteamer Andre trafen. Die nächste Station auf unserem Weg in den Süden war die bayrische Landeshauptstadt München. Das quirlige Gewusel in München lag hinter uns und wir freuen uns auf die Alpen, denen wir auf der A95 immer näher kamen. Die ersten Schmunzler unter den Helmen gab es dann auf der B23 zwischen Oberau und Ettal. Endlich wieder Kurven - wie haben die gefehlt! Vorbei am Plansee und über den Fernpaß kamen wir hinüber ins Tiroler Gurgltal mit seinen Hauptorten Tarrenz und Imst. Bei Arzl kamen wir ins Pitztal und folgten der Landesstraße 16 bis Wenns. Hier beginnt der steile Aufstieg ins Pillertal mit seinem markanten Aussichtsblick Pillerhöhe auf 1.566 m Seehöhe. Nach einem Weitblick bei Kaiserwetter ließen wir die Bikes genussvoll hinab ins Inntal tanzen. Wenige Kilometer trennen uns noch vom heutigen Tagesziel Prutz und dem Hotel „Zur Post“. Gegen 18 Uhr erreichten wir nach 599 km Prutz am Inn und freuen uns auf einen schönen Abend.
Sonntag, 2. Juni: Sonne, 17 Grad – perfekt! Wir verlassen das Hotel „Zur Post“ in Prutz und starten zu unserer ersten großen Alpenetappe über insgesamt 464 km. Die Höhepunkte sind das Schweizer Engadin, der Malojapass und die oberitalienischen Seen. Unser Tagesziel liegt im Aostatal in der gleichnamigen italienischen Region. Wir fuhren auf der B180 im Oberinntal in Richtung der Tiroler Landesgrenze zur Schweiz. Wir kommen ins Engadin, einem Hochtal im schweizerischen Kanton Graubünden. Als eines der höchstgelegenen bewohnten Täler Europas ist es mehr als 80 km lang und durch so klangvolle Namen wie St. Moritz, Pontresina und Maloja weltbekannt. Nach Sankt Moritz fahren fahren wir entlang der Oberengadiner Seenplatte in Richtung Malojapass. Dort wartet der erste Spaß des Tages auf uns. Dieser Traumpass brachte uns per Express vom Oberengadin hinab ins über 400 Meter tiefer gelegene Graubündner Bergell oder eben Val Bregalia. In Castasegna verließen wir die Schweiz in die Region Lombardei in Italien. Über Ponteggia und Chiavenna kommen wir an den Comer See. Er ist zugleich drittgrößter der oberitalienischen Seen als auch Italiens drittgrößtes Binnengewässer. Nach einem Fotostopp bei San Siro streifen wir erneut die Schweiz und kommen nach Lugano am Luganersee. Das nächste Highlight war der Lago Maggiore, wo wir bei Luino pausierten. Am frühen Abend schlugen wir im Hotel in Pollein bei Aosta auf. Wir waren komplett dehydriert und mussten sofort an die Tränke. Auf uns Männer!
Montag, 3. Juni: Wie bestellt haben wir Kaiserwetter im Aostatal. Heute geht es über den 2.188 Meter hohen Kleinen Sankt Bernhard (Col du Petit Saint-Bernard) hinüber in die Savoyer Alpen nach Frankreich. Auf kleinen Straßen verließen wir den Großraum Aosta in Richtung Villeneuve und Superstrada 26. Südlich von Morgex beginnt die Auffahrt zum 1.972 m hohen Colle San Carlo, einer willkommenen Alternative zur unteren Nordrampe des Col du Petit St-Bernard. Hinter dem Pass auf über 1400 Metern Seehöhe liegt das Hochtal von La Thuile, wo nun der eigentliche Anstieg zum Kleinen Bernhard beginnt. Wir ziehen die breiten Kurven hinauf und schon wieder kratzen die Fußrasten. Keine Ahnung, was die hier in den Asphalt mischen. Zu Hause würde so eine Schräglage definitiv in die Hosen gehen. Einige Kehren weiter wechseln wir scheinbar die Klimazone und kommen auf die Passhöhe in 2.188 Metern Seehöhe. Links und rechts der Fahrbahn türmen sich gewaltige Schneeberge auf. Wir sind erstaunt. Doch nun weiter hinab ins Tal der Isere nach Bourg-St-Maurice, dass wir nach insgesamt 52 Pass-Kehren erreichen. Über die N90 im Tarentaise-Tal kommen wir nach Moutiers und später zur Westrampe des 2.000 m hohen Col de la Madelaine. Bei La Chambre kommen wir ins Tal des Arc in der Maurienne. Bei Saint-Jean-de-Maurienne gibt es eine kleine Serpentinenstraße hinauf ins Bergdorf Montvernier: 18 Serpentinen auf 4 Kilometern - irre! Nach dem Col du Glandon (1.924 m) und dem Col de la Croix de Fer (2.067 m) erreichen wir das Tal der Romanche. Nach 272 km sind wir gegen 17 Uhr in Le Freney-dʼOisans, unserem heutigen Tagesziel.
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