Heute ist Freitag, der 7. Juni. Nach knapp 10 stündiger Überfahrt - ganz ohne Wellen - erreichen wir am Morgen den Hafen von Ajaccio im Südwesten Korsikas. Wir freuen uns auf Land, Leute und vor allem die Straßen durch und über das Gebirge im Meer, wie Korsika zu Recht genannt wird. Jungs, kurz gesagt: auf eine geile Zeit! Von Ajaccio bis nach Porto, wo wir für drei Tage vor Anker gehen werden, braucht man auf dem normalen Weg nur etwa zwei Stunden. So ein lächerliches Eröffnungsringel geht gar nicht! Also vergrößern wir die Runde einfach auf knapp 200 Kilometer und 5 Stunden Fahrzeit – das klingt doch schon besser! Wir rollen durch das Zentrum von Ajaccio und verlassen die Inselhauptstadt Richtung Osten in die Berge. Auf der D3 schwingen wir - vorbei am Lac de Tolla - durch unzählige Kurven, enge Täler und verschwiegene Weiler. Nach Bastelica ereichen wir den Col de Scalella (1.193 m) - unser erster Pass für heute. Auf der T20 kamen wir an den den Col de Vizzavona mit seinen 1.163 Höhenmetern. Von dessen Nordostrampe ergibt sich am Belvedere de Pasciolo ein feiner Blick zum Massiv des Monte Rotondo und hinab auf Vivario. Über Corte und die Golo-Brücke bei Ponte Castirla fuhren wir nun in die berühmte Schlucht Cala di Santa Regina Richtung Casamaccioli im Niolo. Die letzten Kilometer auf dem Weg nach Porto legten wir durch die Gorges de Spelunca, einem breiten Tal mit hohen und zerklüfteten Felsen, an dessen westlichen Ende die Orte Ota und Porto liegen. Gegen 14 Uhr kamen wir nach 195 Tourenkilometern im „Mediterrane“ in Porto an – unserem Hauptquartier für die kommenden drei Tage.
Sonnabend, 8. Juni: Pünktlich zum Bergfest der Bikertage sind wir nun auf Korsika – was für eine Freude! Gefrühstückt wurde auf der Terrasse mit Meerblick und nun geht’s auch schon hinein in den zweiten Inseltag. Ohne störende Seitenkoffer wollen wir heute ein paar Seitentäler rund um den Monte Cinto erkunden. Der Rückweg war noch nicht gesetzt, aber eine kleine, sandige Badebucht wäre uns nicht unangenehm. Na, lassen wir uns mal überraschen. Nach dem Bergdorf Ota, dass an der nördlichen Flanke der Speluncaschlucht in den Fels gemeiselt wurde, kommen wir auf alten Pfaden immer tiefer in diese Schlucht. Genauso hatten wir uns das für heute vorgestellt. Völlig außerhalb unserer bisherigen Vorstellungskraft lag das folgende Ereignis: "Thomas, Du hast einen Platten" schrie Andre aus seinem Helm heraus. Ne, bitte nicht. Aber genauso war es. Irgendwas hatte sich auf den letzten Kilometern in den Pneu gebohrt und nun war die Luft raus. Die Situation entspannt hat ein Reparaturset für schlauchlose Reifen, was André in seiner BMW fand. Mit vereinten Kräften und neuester Technologie wurde der Reifen mit einer Gummiplombe von innen verarztet. Nach drei Stunden Zwangspause in der Mittagshitze hat heute keiner mehr Bock auf Berge. Der Blick auf die Karte verriet eine Traumbadebucht südlich von Piana. Also Planänderung und Abfahrt Richtung Südwesten. Durch die bizzaren Calanches de Piana kommen wir ins hübsche Piana und biegen westwärts zum Capo Rosso ab. Der Verlauf der D824 durch die Felsen oberhalb der Küste ließ die Fahrt zum malerischen Plage d´Arone zum Erlebnis werden. Tag gerettet, Baden gewesen und trotzdem 99 km Fahrfreude gehabt.
Sonntag, 9. Juni: Heute ist Ruhetag im Team. Wir kraxeln bei 30 Grad Hitze einen Steinhaufen hinauf, auf dem seit über 500 Jahren der alte Genueserturm über Porto wacht. Hätten uns ja auch an den Strand legen können, aber ne – Kultur geht vor. Wir wurden belohnt mit dem besten Rundumblick über Porto. Ganz ohne Motor ging’s dann doch nicht. Für den Nachmittag haben wir die große Schiffstour durch das Naturschutzgebiet von La Scandola und den Golf von Girolata gebucht. Der Golf von Porto ist landschaftlich gesehen wohl das Schönste, was Korsika zu bieten hat. Nicht umsonst zählt das Gebiet seit 1983 zum UNESCO-Weltnaturerbe! Auf dem Rückweg von La Scandola fahren wir noch in die Bucht von Girolata. Diese liegt am Südrand der Halbinsel, etwa 30 Kilometer nördlich von Porto. Das ehemalige Fischerdorf ist nicht mit dem Auto, sondern nur über verschiedene Wanderwege erreichbar. Unsere Anreise mit der Yacht empfanden wir als wesentlich angenehmer. 30 Minuten später verlassen wir die Bucht von Girolata. Der Skipper dreht südwärts und legt noch einen drauf, denn als Zugabe steht nun noch eine ausführliche Runde durch die Felsen der Calanche auf dem Programm. Aus dem Sattel kannten wir bislang nur die obere Hälfte - und die ist schon atemberaubend genug. Nun folgt also noch die Besichtigung von der Seeseite aus. Heute sind wir wirklich nur zum Glück auf der Welt. Nach vier Stunden erreichen wir wieder den Hafen von Porto. Was war das für ein Tag. Bis morgen!
Montag, 10. Juni: Heute wird in den Norden umgesetzt. Unser Tagesziel heißt Olmeta di Tuda und liegt in den Bergen oberhalb von Bastia. In der Ferienanlage „U Nebbiu“ werden wir für die kommenden drei Tage unser zweites Hauptquartier einrichten. Die erste Etappe war die an Kurven und Ausblicken reiche D81 von Porto bis hinter Osani oberhalb der Bucht von Girolata. Durch die nebligen Berge kommen wir zur Halbinsel Revellata am gleichnamigen Golf und weiter nach Calvi. Nach einer kleinen Runde durch den malerischen Ort mit seiner erhabenen Festung geht’s für uns weiter in den Norden und durch die Landschaft der Balagne. Durch kleine Dörfer und abgelegene Straßen kamen wir aus dem Hinterland der Balagne ins quirlige Zentrum von L’Île-Rousse, der neben Calvi zweiten wichtigen Stadt der Region. Auf dem Place de Paoli mit seinen schattigen Platanen und einem Denkmal Pasquale Paolis – dem Freiheitskämpfer Korsikas – machten wir Pause mit Baquette, Wurst und einem fetten Eis am Strand. Eine Stunde Fahrzeit trennte uns noch vom Ankunftspils in Olmeta, dass wir nach 173 km am frühen Nachmittag erreichten.
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