Heute ist Dienstag, der 27. Juni. Der Scheitelpunkt der Bikertage 2017 ist längst überwunden und nun stehen die ersten 264 km der "Rückreise" auf dem Tourenplan. Am Ende unseres 5. Tourentages werden wir in der Altstadt der Provinzhauptstadt Belluno sitzen und über den vergangenen Tag philosophieren. Dieser führte uns durch die Julischen Alpen in Slowenien bis ins italienische Friaul und weiter nach Venetien. Bei leichtem Regen starteten wir in den Tag. Der erste Höhepunkt des Tages war die kurvenreiche Piste von Kobarid hinauf zur italienischen Grenze nach Uccea. Die westslowenische Region Goriska bzw. Görtz liegt nun hinter uns und wir sind im italienischen Friaul. Es hörte sogar auf mit Regnen, die Sonne brach durch die Wolken und am Passo Tanamea wedeln wir durch ein Gewürm von griffigen Kurven. Das Ende dieses rasanten Tales der Regionalstraße 46 mündet ins 9.000 Einwohner Städtchen Tarcento. Die hübsche Kleinstadt am Torre wurde zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die „Perle von Friaul“ genannt. Nach der Fahrt durch die verwinkelten Gassen können wir das nur bestätigen, drehten am Gashahn und verließen das romantischen Zentrum Tarcentos. In San Daniele del Friuli erreichten wir die Region Friaul-Julisch-Venetien. Die historische und verkehrsberuhigte Altstadt von San Daniele liegt auf einer Anhöhe und es war gar nicht so einfach, mit den Bikes einen Zugang zum durchknattern zu finden. Aber alles wird gut und der Spaß war´s wert. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt geht es nun wieder talwärts zur Strada Provinziale Nummer 5 und weiter zur Ponte Pinzano über den Tagliamento. Durch das Tagliamentotal, Clauzetto und Molasse kommen wir hinauf zum Lago di Barcis: Schön, wieder mal hier zu sein! Das letzte Drittel der heutigen Tagestour brachte uns zunächst nach Erto am ehemaligen Vajont-Stausee oberhalb von Longarone. Durch das Tal der Piave und die Strada Provinciale 251 schrauben wir uns hinauf in Richtung Forno di Zoldo. Nach dem über 1.600 m hohen Passo Duran und dem Agordina-Tal erreichten wir die Provinzhauptstadt Belluno, wo wir im Hotel Europa Executive unsere Übernachtung gebucht haben. Den Abend nutzen wir zur Besichtigung der sehenswerten Altstadt hoch über dem Tal der Piave.
Mittwoch, 28. Juni: Mittwochmorgen gegen 6 Uhr 30 – eine kurze Nacht liegt hinter uns. Der Besuch von Belluno inklusive Kulturabend war eine klasse Idee. Doch nun stürzen wir uns in den letzten Tourentag mit dem Ziel Molveno in den Trentiner Brenta-Bergen. Bis hinüber nach Molveno sind es knapp 260 Kilometer, die es wieder in sich haben. Auf der SP 204 verließen wir das schon wieder sehr warme Belluno. Ich dachte an frühere Fahrten, als jeder Bergtümpel zur Kühlung genutzt wurde. Wie bestellt erblickten wir den Lago del Mis an der Straße nach Agordo und nutzen diese Chance auf ein Freibad vor der Kulisse der Belluneser Dolomiten. Über den Passo Cereda verlassen wir die Region Veneto in Richtung Trentino und durchqueren Fiera di Primiero in 745 Metern Seehöhe. Nun schlagen wir einen Haken und drehen mit den Bikes wieder in Richtung Süden. Durch das Tal der Piave kommen wir nach Seren del Grappa. Hier steigen wir ein in die 30 km lange atemberaubende Piste hinauf auf den Monte Grappa. Dieser ist mit seinen 1.775 Höhenmetern der höchste Gipfel der südlichen Dolomiten. Im allerdicksten Nebel pausierten wir kurz in dieser geschichtsträchtigen Gegend, bevor wir über die Bergstraße talwärts in Richtung Bassano del Grappa hinunter rollten. Wie schon in den letzten Tagen verdichten sich am Nachmittag die Wolken mehr und mehr und es riecht nach Regen. Schon wieder. Na mal sehen, was noch auf uns zukommt. Wie befürchtet, fing es dann an zu schütten und hörte nicht mehr auf. Durchnässt, etwas unterkühlt und mit grimmigem Blick schlugen wir am frühen Abend im Hotel Du Lac in Molveno auf. Dank diverser Stimmungsaufheller (5-Gänge Menü & mehrere Grappa) fand dieser durchwachsene Tag noch einen würdigen Ausklang.
Donnerstag, 29. Juni: Wir haben gefrühstückt, die Bikes sind beladen und so machen wir uns nun gemeinsam an die letzte Etappe. Diese herrliche Woche ist schon wieder vorbei und wir fragen uns, wo die Zeit geblieben ist. Einmal mehr haben wir das Maximum aus den paar Tagen herausgeholt und sind dabei auch an unsere Grenzen gestoßen. Aber all das war es wert! Die Köpfe und die Packtaschen sind randvoll mit Erinnerungen, die uns über die nächsten Wochen und Monate tragen werden. Über Andalo, Fai und Mezzolombardo kommen wir hinunter ins Etschtal. Mehr als 700 Kilometer bis in die Heimat wollen gefahren sein - wir nehmen in Richtung Brennerpass die Autobahn. Kurz vor dem Brennerpass wechseln wir auf die Bundesstraße und fahren gebührenfrei hinunter nach Innsbruck. Das Inntal verließen wir über den Zirler Berg, Seefeld und Scharnitz in Richtung Tiroler Landesgrenze zu Bayern. Nach dem einkalkulierten Gewusel in der Landeshauptstadt München setzten wir unsere Tour auf der Autobahn 9 fort. Ab dem Dreieck Holledau trennten sich dann unsere Wege. Kai fuhr weiter auf der A9 Richtung Leipzig und wir auf der A93 bis zur Ausfahrt Mitterteich Süd. Die nächsten 100 Kilometer bis ins böhmische Gottesgab (Bozi Dar) absolvierten wir auf der nahezu autofreien Autobahn zwischen Eger und Karlsbad, bevor wir uns zum Endspurt auf den Erzgebirgskamm machten. Hier oben endeten nun auch die Bikertage 2017 und jeder nahm seine persönlichen letzten Kilometer unter die abgewetzten Pneus. Wir sagen wie immer Glück Auf, Ciao Ciao und freuen uns auf eine neue Tour im Jahr 2018!
Tourentag 5: 27.06.2017 | Tourentag 6: 28.06.2017 | Tourentag 7: 29.06.2017 |
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