Heute ist Dienstag, der 31. Mai. Die Nacht war eindeutig zu kurz! Oder war etwa der letzte Abend zu lang? Wir wissen es nicht mehr genau, wahrscheinlich war es eine Mischung aus beiden. Auf jeden Fall erinnern wir uns an einen sehr langen und vor allem sehr schönen Abend im Agriturismo Il Cerrosughero in Scarlino. Aber was genau ist jetzt das? Aus einem tiefblauen Himmel strahlt die Sonne, es ist keine Wolke in Sicht und zum ersten mal in diesem Urlaub haben wir das echte Gefühl, in Italien zu sein! Wir sind voller Vorfreude auf diesen Tag und erobern nach dem morgendlichen Bade im Pool erst einmal das Frühstücksbuffett im Haupthaus des Agriturismo. Die sehr nette und charmante Chefin erwartet uns bereits und wir gestehen uns ein, dass es uns einfach nur gut geht - natürlich hochverdient! Eine halbe Stunde später waren wir gesättigt und an den einst reich gedeckten Tisch erinnern nur noch leere Teller. Zeit für uns zum Aufbruch in einen fantastischen Tag, dessen Ziel die Erkundung der Insel Elba sein wird. Die Alukoffer müssen heute nicht mit, denn auch in der kommenden Nacht werden wir noch hier im toskanischen Scarlino sein. Eine traumhafte Idee, denn es ist ein wahrer Genuß, mal wieder ohne die doch sehr begrenzenden Seitenkoffer Motorrad zu fahren. Wir lassen es dementsprechend knallen und erreichen gegen 10 Uhr das Hafengebiet von Piombino. Kurze Zeit später legt unser Dampfer an, wir verschwinden mit den Bikes quasi unter Tage und finden uns dann auf dem Sonnendeck zur einstündigen Überfahrt auf Napoleons Exilinsel ein. Erinnerungen an Korsika 2013 werden wach, während wir dem größten Inselhafen in Portoferraio entgegenstampfen. Eine Stunde später lassen wir die Bikes durch die Kurven Elbas fliegen und sind nur noch glücklich über diesen schönen Tag. Nisporto, Cavo, Rio Marina, Porto Azzuro und Procchio waren die Stationen auf unserer Tour über die Insel. Natürlich haben wir nicht alle angedachten Ziele geschafft und baden waren wir leider auch nicht. Trotzdem haben wir in den wenigen Stunden viel von der Insel gesehen und können uns nun aus diesen Eindrücken eine erste Meinung bilden: Gern wären wir noch einen Tag länger geblieben... Vielleicht das nächste Mal! Mit der 16 Uhr Fähre verließen wir Elba und waren gegen 17:30 wieder in Scarlino, wo dieser eindrucksvolle Tag bei einem genialen Sonnenuntergang sein Ende finden sollte.
Mittwoch, 1. Juni: Abreise aus dem vermeintlichen Paradies! So jedenfalls kamen wir uns vor, als wir trotz Sonnenschein und angenehmen Temperaturen unsere Taschen zur Weiterreise packten. Vor uns liegt eine 298 km lange Tour quer über den italienischen Stiefel auf die andere Seite des Apennin nach Urbino. Die Motoren laufen, die Koffer sitzen fest und die Visiere sind geputzt: Startfreigabe! Die erste Etappe der Tagestour führte uns über Follonica, Ribolla, Montalcino und Montepulciano an den Trasimenosee. Die warme und frühsommerliche Luft zieht durch den Helm, es riecht nach Lavendel und wir genießen jeden Kilometer. Über Hügel und durch Täler, vorbei an Olivenhainen und Weinreben, Zypressenalleen und Pinienbäumen kommen wir schließlich an den viertgrößten See Italiens im Grenzbereich zwischen Toskana und Umbrien. In Castiglione del Lago machten wir direkt am Seeufer Mittag und ließen die Seelen etwas baumeln. Das war aber auch schön hier! Nützt alles nichts; wir ziehen die Anker und setzen unsere Genussreise fort. Auf den landschaftlich schönsten Strecken ziehen wir unsere Bahnen durch die Toskana, Umbrien und schließlich durch die ursprünglichen Marken. Gegen 17 Uhr sind wir in Urbino, der Hauptstadt der Region Marken, angekommen. Im außerhalb der Stadt gelegenen Hotel La Meridiana haben wir die kommenden beiden Nächte gebucht; der ideale Ausgangspunkt für unsere morgige Tagestour durch die Marken.
Donnerstag, 2. Juni: Wir nutzten die Gunst einer sonnigen Stunde und haben direkt nach dem Aufstehen den Pool getestet - sehr gut. Als dieser Test beendet war, enterten wir das umfangreiche und für hiesige Verhältnisse gute Frühstücksbuffet im La Meridiana. Zufrieden und gestärkt saßen wir eine reichliche Stunde später bereits wieder in den Sätteln und freuten uns auf abermals neues Terrain für uns und die Kräder. Geplant haben wir für heute eine ungefähr 170 km lange Runde durch die Region der Marken. Den ersten großen Hingucker gab es in der Schlucht des Candigliano (Gola del Furlo) am Passo Furlo. Hier zwängt sich der mittleweile durch eine Staumauer gebändigte Fluß durch ein enges Tal zwischen hohen Felsen; sehr impossant! Danach schlängeln wir uns entlang der naturbelassenen und sehr schmalen SP111 zwischen Furlo und Pergola. Die SP111 liegt unterhalb des Monte Paganuccio und aufgrund ihrer exponierten Lage ergeben sich überwältigende Ausblicke von den Monti Sibillini im Süden bis zum Monte Carpegna im Norden.
Sasso Ferato, Isola Fossara, Cantiano, Piobbico und Urbania waren die weiteren Stationen, bevor wir wieder in Urbino ankamen. Alle Eindrücke dieser Tour wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen. Man muss es kurz gesagt mit eigenen Augen gesehen haben, denn die Schönheit und die Vielfalt der Region ist kaum in Worte zu fassen. Natürlich hatten wir auch heute wieder verregnete Abschnitte dabei, aber vielleicht hinterließ erst dieser erneute Mix aus Sonne und tiefblauem Himmel, durchsetzt mit schwarzen und weißen Wolken vor dem satten Grün der Berge diese unglaublichen Eindrücke. Wir waren jedenfalls schwer beeindruckt. Der abendliche Erkundungsmarsch durch das historische Urbino - wegen seiner Architektur und seiner Kulturgeschichte Teil des UNESCO-Weltkulturerbes - rundete einen unvergesslichen Tag ab, den wir wohl so schnell nicht wieder erleben werden. Hier geht es morgen weiter.
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